Warum sind Diversität und Integration wichtig?
Hinsichtlich Diversität und Integration ist meines Erachtens die Repräsentation ganz entscheidend. Man kann nichts sein, was man nicht sieht. Häufig sind nur männliche Figuren in Machtpositionen dargestellt, sodass für Mädchen kein Vorbild vorhanden ist, zu dem sie aufschauen und mit dem sie sich identifizieren könnten. Wir müssen begreifen, dass Mädchen genau aus diesem Grund keine Karriere in den von Männern dominierten Branchen anstreben oder sich in ihrer Berufswahl eingeschränkt fühlen. Wir brauchen Diversität und Integration an unserem Arbeitsplatz, damit wir Vorbilder für Kinder sein können, die sich heute in den Medien oder in bestimmten Branchen gar nicht repräsentiert fühlen. Und das gilt nicht nur für Mädchen, sondern auch für ethnische und andere Minderheiten. Repräsentation ist wirklich ganz entscheidend!

Meinst du, dass Unternehmen durch ihre eigenen Richtlinien einen Wandel bewirken können?
Das glaube ich schon, und zwar mit Richtlinien, die für die Gleichstellung am Arbeitsplatz sorgen. Wir brauchen einen Wandel von der Gleichheit zur Gleichstellung. Gleichheit bedeutet, dass alle die gleichen Chancen erhalten. Gleichstellung erkennt jedoch die ganz unterschiedliche Ausgangslage jeder Person an, damit wir allen die Chance bieten, auch dasselbe Ergebnis zu erreichen.

Das Arbeitsleben, wie wir es heute kennen, wurde auf der Annahme konzipiert, dass ein Teil des Familienverbundes daheimbleiben und sich um die Kinder und den Haushalt kümmern würde, während der andere Teil für die Familie sorgt. Männer waren von diesem Konzept ganz klar begünstigt. Deshalb haben Frauen heute das Gefühl, sie müssten sich zwischen einer beruflichen Karriere oder einer eigenen Familie entscheiden. Doch beides sollte ihnen jederzeit möglich sein. Wie bekommen wir das hin? Mit Vorgaben wie gleichem Vaterschafts- und Mutterschaftsurlaub, damit Frauen nicht benachteiligt werden und beide Elternteile die Option haben, ihre Karriere zu unterbrechen und Kinder aufzuziehen.

Welchen persönlichen Beitrag steuerst du zur Diversität und Integration bei der LEGO Gruppe bei?
Ich arbeite seit Kurzem in der Women Employee Advocacy Group. In dieser Mitarbeiterinnenvertretung bin ich auch als Community Lead tätig. Eines der Probleme, mit denen wir in der LEGO Gruppe konfrontiert sind, besteht darin, dass sich nicht genügend Frauen für die Technik-Jobs bewerben. Dieses Problem beginnt schon in der Schulzeit oder spätestens bei der Berufswahl. Deshalb zielt eine unserer angedachten Initiativen darauf ab, Mentorinnenprogramme in Schulen zu anzubieten, damit einige unserer herausragenden weiblichen Technik-Führungskräfte zeigen können, dass alle einen technischen Beruf ergreifen können. Jedes Mädchen sollte einen großen Traum verfolgen!

Welche wichtige Lehre oder Erkenntnis im Hinblick auf Diversität und Integration hast du gezogen?
Im Laufe meiner Karriere musste ich immer darum kämpfen, dass man mich überhaupt sieht. Häufig lag das daran, dass ich fast nur männliche Vorgesetzte hatte. Doch jedes Mal, wenn ich es brauchte, war eine inspirierende Frau bereit, sich meine Ideen anzuhören. Es war eine tolle Erkenntnis für mich, zu sehen, welches Privileg es ist, in einem großen Unternehmen mit einer ziemlich ausgeglichenen Belegschaft zu arbeiten. Man darf aber nicht vergessen, dass das in den meisten Regionen und Firmen nicht der Fall ist. Es liegt noch sehr viel Arbeit vor uns!

Warum ist Repräsentation beim Spielen so wichtig?
Repräsentation lässt sich beim Spielen auf unterschiedlichste Weise erzielen. Kinder möchten, dass sich ihre Interessen und Leidenschaften in ihrem Umfeld wiederfinden, und sie werden in ihren Zielen bestärkt, indem sie Inhalte und kreative Beiträge teilen. Sie wollen ein Wörtchen mitreden. Repräsentation muss also das Interesse der Kinder wecken, ohne sich auf die eigene (Wunsch-)Darstellung zu beschränken. Das Spielen bietet uns die außergewöhnliche Chance, beides zu schaffen. Außerdem ist die Spielwelt ein sicherer Ort, an dem Kinder ihre Interessen mit anderen teilen können.

Wie sorgt man dafür, dass Jungen UND Mädchen kreativ und selbstbewusst mit LEGO Steinen spielen?
Leider entstehen Geschlechterstereotypen schon in sehr jungem Alter und beschränken das Potenzial der heranwachsenden Kinder. Bei einer Studie haben Eltern auf die Frage, welchen Job sie sich für ihre Kinder später einmal vorstellen könnten, sieben Mal häufiger ihren Sohn (22 %) als ihre Tochter (3 %) als künftigen Bauarbeiter oder künftige Bauarbeiterin genannt. Umgekehrt konnten sich fast drei Mal so viele Eltern ihre Tochter (22 %) in einem Pflegeberuf vorstellen (den Sohn nur 8 %). (Quelle: Fawcett Society, Unlimited Potential 2020). Die Beibehaltung dieser Stereotypen wirkt sich negativ auf die Entwicklung der Kinder aus, vor allem auf das Selbstwertgefühl, das Selbstvertrauen und die Lernfähigkeit.

Das Schöne an LEGO® Steinen ist ihre Vielseitigkeit. Dieses geschlechtslose Spielzeug eignet sich für alle Kinder. Wir möchten die Kinder auf eine kreative Reise schicken, bei der alle Bedürfnisse beachtet werden. Wir möchten ein Erlebnis bieten, bei dem die Kreativität der Kinder nicht eingeschränkt wird, sondern aufblühen darf, und das ihre Einzigartigkeit und Individualität ohne jede Geschlechterstereotypen aus ihnen herauskitzelt.